Artikel vom 23.03.2022
23.03.2022 Marcel Sprunkel

Offener Brief der Direktorinnen und Direktoren der Kölner Gymnasien


Liebe Kölner Eltern!

Das diesjährige Anmeldeverfahren stellt uns alle vor Herausforderungen. Es ist uns ein großes Anliegen, Ihnen zu versichern, dass wir Schulleiterinnen und Schulleiter der Kölner Gymnasien sehr genau wissen, in welch verzweifelter Lage sich viele von Ihnen gerade befinden.

Besonders schlimm finden wir es, dass 10-Jährige teilweise 5 (oder auch mehr) Schulplatzabsagen verkraften müssen. Auch wenn das Schulgesetz sagt, dass die Schulleiterin oder der Schulleiter über die Aufnahme entscheidet, zeigt das Anmeldeverfahren der Stadt Köln der letzten Jahre, dass wir aufgrund der fehlenden Schulplätze überhaupt keinen Spielraum für Entscheidungen haben, sondern den Mangel nur hilflos verwalten müssen.

Schulplatznot in Köln

Die Schulplatznot der Stadt Köln ist enorm. Es gibt seit mehr als 10 Jahren nicht genügend Schulplätze. Das ist die bestürzende Ausgangssituation, auch wenn für den kommenden Jahrgang bereits zwei neue Gymnasien an den Start gehen.

Wir müssen uns zudem an zahlreiche gesetzliche Vorgaben halten, die sich nicht auf die spezielle Situation in der Stadt Köln beziehen, sondern die landesweit gelten. Das macht die Lage so besonders schwierig. Dabei spielt es keine Rolle, nach welchen Kriterien wir unsere Entscheidungen treffen, der Mangel ist das Problem. Die große Zahl der Ablehnungen ist eine logische Folge dieser fehlenden Schulplätze und nicht die Folge des Aufnahmeverfahrens. Wenn Plätze fehlen, steht die Notwendigkeit, angemeldete Kinder abzulehnen, schon vor dem Verfahren fest.

Seit Jahren übersteigen die Anmeldezahlen das Kontingent der Schulplätze.
Seit Jahren bilden wir in unseren Schulen Mehrklassen, obwohl die Schulgebäude, u.a. aufgrund des Sanierungsstaus, dies nicht hergeben.
Seit Jahren kann Fachunterricht wegen der wachsenden Zahl an Schülerinnen und Schülern in großem Umfang nicht mehr in Fachräumen stattfinden.
Seit Jahren nehmen wir bis zu 31 Schülerinnen und Schüler pro Klasse auf, obwohl der Klassenfrequenzrichtwert landesweit bei 27 +/- 2 liegt.
Seit Jahren müssen in einem letzten Schritt Plätze verlost werden.
Seit Jahren müssen wir unser Vorgehen in umfangreichen Widerspruchsverfahren gegenüber Anwälten darlegen und verteidigen. Diese Verfahren steigern sich von Jahr zu Jahr und führen zu immer enger ausgelegten Vorgaben und Vorschriften und damit zu einem ausschließlich verrechtlichten Anmeldeverfahren.
Seit Jahrenspielen pädagogische Ansätze und Schulprofile so gut wie keine Rolle bei der Aufnahme von Schülerinnen und Schülern.

Mehrfachanmeldungen

In diesem Jahr wurde das Verfahren dahingehend verändert, dass erstmalig offiziell Mehrfachanmeldungen möglich waren. Diese Möglichkeit sollte nicht nur einer kleinen Gruppe vorbehalten bleiben, diese Möglichkeit sollten alle Eltern erhalten.

Diese Mehrfachanmeldungen haben die Schulsekretariate vor einen kaum zu bewältigenden Verwaltungsaufwand gestellt, aber nicht zu einer Verbesserung der Anmeldesituation geführt. Das war von Beginn an unsere Befürchtung, die wir bei der Schulverwaltung und Schulaufsicht sehr deutlich geäußert haben.

Mit der Möglichkeit der Mehrfachanmeldung wurde kein zusätzlicher Schulplatz geschaffen. Das Verfahren hat bei einigen zu mehr Losglück geführt. Bei anderen zu mehr Absagen. Es wird dazu führen, dass Kinder an Schulen angemeldet werden, bei denen sie Losglück hatten, aber nicht an der Schule, die für sie die richtige ist.

Gesamtschulanmeldungsüberhang läuft zusätzlich in das Anmeldeverfahren der Gymnasien

Die Anzahl der Absagen an den Gesamtschulen, die ein vorgezogenes Aufnahmeverfahren in Köln haben, wird ungebremst in das Anmeldeverfahren der Gymnasien gesteuert. Das führt nicht nur zu einer Verknappung der Schulplätze an den Gymnasien, es führt auch dazu, dass wir vermehrt Kinder aufnehmen, die nicht für die Schulform Gymnasium empfohlen worden sind.

Wir fordern deshalb mit Ihnen gemeinsam die Stadt Köln und das Ministerium für Schule und Bildung auf, dem eklatanten Notstand in der Stadt Köln zu begegnen. Wir fordern mit Ihnen gemeinsam die Stadtgesellschaft auf, dem Schulbau höchste Priorität zu geben: Lasst unsere Kinder nicht im Stich!

  • Es müssen noch schneller neue Gesamtschulen und Gymnasien geschaffen werden mit klaren baulichen Vorgaben für das Schuljahr 2023/24. Dazu müssen unter Umständen andere Projekte hinten anstehen!
  • Es muss bei den bestehenden Gymnasien der Fachraumausbau höchste Priorität bekommen.
  • Es müssen Gesetze und Verwaltungsvorschriften (Land NRW) so angepasst werden, dass ein Anmeldeverfahren an weiterführenden Schulen in Köln möglich ist, das den Kindern gerecht wird.
  • Unterschiede zwischen ländlichen Gebieten und Ballungsräumen müssen Berücksichtigung finden.


Köln, den 22.03.2022

Albertus-Magnus-Gymnasium, Antje Schmidt
Apostelgymnasium, Marco Lohmann
Deutzer Gymnasium Schaurte Straße, Anja Veith-Grimm
Dreikönigsgymnasium, Barbara Wachten
Elisabeth-von Thüringen-Gymnasium, Dr. Bruno Zerweck
Erich-Kästner-Gymnasium, Ursula Borstell
Erzb. Liebfrauenschule, Achim Strohmeyer
Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, Meinolf Arnold
Genoveva-Gymnasium, Susanne Gehlen
Georg-Büchner-Gymnasium, Ulf Ußner
Gymnasium Aachener Straße, Fabrice Liesegang
Gymnasium Köln-Pesch, Marcel Sprunkel
Gymnasium Köln-Rodenkirchen, Almuth Roselieb
Gymnasium Kreuzgasse, Lüder Ruschmeyer
Gymnasium Neue Sandkaul, Dr. Kristina Kop-Weiershausen
Gymnasium Thusneldastraße, André Szymkowiak
Gymnasium Zusestraße, Suntka Altrock
Hansa-Gymnasium, Moritz Magdeburg
Heinrich-Heine-Gymnasium, Marcus von Grabczewski
Heinrich-Mann-Gymnasium, Niels Menge
Hildegard-von-Bingen-Gymnasium, Stephan Deister
Hölderlin-Gymnasium, Dr. Siegfried Feldmar
Humboldt-Gymnasium, Michael Wittka-Jelen
Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium, Barbara Grota
Kaiserin-Augusta-Schule, Mirja Matysiak
Kaiserin-Theophanu-Schule, Oliver Schmitz
Königin-Luise-Schule, Dr. Ute Flink
Lessing-Gymnasium, Andrea Meinecke
Leonardo-da-Vinci-Gymnasium, Klaus Kombrink-Detemble
Maximilian-Kolbe-Gymnasium, Claudia Roche
Montessori-Gymnasium, Maria Hartmann
Rhein-Gymnasium, Marco Isermann
Schiller-Gymnasium, Georg Scheferhoff
Stadtgymnasium, Köln-Porz, Dr. Thomas Biegel